16.04.2021

Frühjahrstagung 2021 der Initiative Familienbewusste Personalpolitik

Bildquelle: Ilona Frey

Bildquelle: Ilona Frey

Die 2. digitalen Frühjahrstagung der Initiative Familienbewusste Personalpolitik fand unter dem Motto“ Homeoffice in Coronazeiten“ am Dienstag, den 13. April 2021 statt.

Wussten Sie schon, dass fast ein Drittel (31 %) aller Arbeitnehmer im Homeoffice vom Ess- oder Küchentisch aus arbeiten?

Oder war Ihnen klar, dass berufstätige Mütter pro Woche rund 3 Stunden mehr Zeit für die Kinderbetreuung zur Verfügung haben, wenn sie in Homeoffice tätig sind als Mütter ohne Homeoffice? Im Gegensatz dazu sammeln in Homeoffice tätige Väter eher Überstunden an, nehmen sich aber nicht mehr Zeit für ihre Kinder.

Diese und weitere interessante und oft auch erstaunlichen Erkenntnisse rund ums Homeoffice hat Herr Kevin Ruf vom Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) in einem abwechslungsreichen und informativen Online-Vortrag auf Einladung der Initiative für familienbewusste Personalpolitik präsentiert.

Das IAB forscht seit einigen Jahren auch zum Thema „Homeoffice“ und hat den Wandel von Homeoffice im Zuge der Coronakrise empirisch ausgewertet. So ist die Nutzung von Homeoffice seit dem Jahr 2016 deutlich angestiegen sowohl bezogen auf die Anzahl der Arbeitnehmenden als auch in Bezug auf den Umfang in Arbeitszeit pro Woche.

Die Homeoffice-Nutzenden berichteten unabhängig von ihrer früheren Homeoffice Erfahrung von starken Effizienzgewinnen gegenüber der Zeit vor der Pandemie

Dabei profitieren einerseits besonders Familien von Einführung von Homeoffice, da dadurch eine flexiblere Alltagsgestaltung ermöglicht wird. Oftmals zeitfressende Pendelzeiten entfallen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist erleichtert. Andererseits führt Homeoffice auch zu einer erhöhten Vermischung von Alltag und Beruf, die Grenzen zwischen Job und Privatleben werden immer fließender. Dies kann auch neuen Stress erzeugen.

Wie sollten nun die Rahmenbedingungen sein, damit die Beschäftigten langfristig zufrieden und gesund im Homeoffice arbeiten können?

Je höher der Anteil an Homeoffice, umso wichtiger ist es, klare Regeln im Umgang mit Homeoffice festzulegen. Für Arbeitgeber bedeutet dies klare Kommunikation und Aufgabenaufteilung, Akzeptanz von Zeiten der (nicht-)Erreichbarkeit, zeitliche Obergrenzen, Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genug Personal und Vertretungsregeln sowie regelmäßige Mitarbeitergespräche. Werden diese Punkte berücksichtigt, so steigert Homeoffice nachgewiesenermaßen die Jobzufriedenheit und das Engagement der Beschäftigten. Ebenso ist die Verbundenheit von in Homeoffice arbeitenden Menschen mit dem Unternehmen höher, wovon langfristig auch das Unternehmen profitiert.

Wie dies ganz konkret aussehen kann, Mitarbeitende in Krisenzeiten gesund und engagiert bei der Stange zu halten, schilderten in einem lebendigen Austausch Herr Moritz Reichert von der Unternehmensberatung BlackBox/Open und Frau Sabine Powels, Geschäftsführerin des familiengeführten Hotels Victoria in Nürnberg.

Obwohl die Coronakrise gerade den Hotel- und Gaststättenbereich mit voller Wucht getroffen hat und die Branche mit hohen Umsatzeinbußen zurechtkommen musste, kann es doch gelingen, dass auch in schweren Zeiten „jeder Mitarbeiter heute mit einem positiven Erlebnis nach Hause geht“, wie Frau Powels ihr Ziel formuliert.

Der Schlüssel zu dieser Vision liegt in der Steigerung des Arbeitsengagements jedes einzelnen Mitarbeitenden des Hotels. In Zusammenarbeit mit BlackBox/Open ist es dem Betrieb gelungen, arbeitsbezogene Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass in einem herausfordernden, oft von Unplanbarkeit geprägten Arbeitsalltag dennoch die Belegschaft auch in Krisenzeiten zusammensteht und jede/r Einzelne immer wieder das Gefühl hat, eine wichtige, bedeutsame Tätigkeit auszuüben.

Das über die Jahre entstandenen Wir-Gefühl und die hohe Arbeitszufriedenheit sind das Resultat einer Reihe von Maßnahmen, die das Hotel Victoria mit Unterstützung der Unternehmensberatung Blackbox/Open bereits seit einigen Jahren in die Mitarbeiterschaft investiert hat. So ist es der engagierten Chefin sehr wichtig, dass die Angestellten die Möglichkeit haben, sich durch die regelmäßige Teilnahme an Seminaren und Workshops nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterzuentwickeln.

Die „wall of positive energy“ zeigt ganz plastisch, welche Werte und Begriffe den Auszubildenden, aber auch den langjährigen Mitarbeitenden im Hotel wichtig sind. Durch regelmäßigen Austausch im Team, auch in Coronazeiten in neuen virtuellen Formaten, bleibt die gewachsene Verbindung bestehen und neue Ideen können geboren werden. Auf diese Weise entstehen unkonventionelle und kreative Angebote an die Gäste, um auch in Pandemiezeiten kleine Highlights in deren enger gewordenen Alltag einzubauen:

So führt ein virtueller Weinabend auf eine Reise durchs Hotel, vermittelt spielerisch Wissen und entführt gleichzeitig beim Genuss edler Tropfen, die zuvor bestellt werden können, in einen kleinen Mini-Urlaub. Oder ein „SpätStück in der Box“ versüßt den Gästen die Zeit, bis der Genuss eines gemütlichen Brunchs mit Freunden wieder in alter Form möglich ist.

Die Initiative für familienbewusste Personalpolitik dankt den Referierenden Sabine Powels, Hotel Victoria Nürnberg, Moritz Reichert, BlackBox Open GmbH & Co. KG sowie Kevin Ruf, Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für die sehr informativen Vorträge.

Claudia Köster, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Agentur für Arbeit Nürnberg

im Namen von
Doris Reinecke, Bündnis für Familie Nürnberg,
Eva Didion, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken
Thomas Hoffmann, Handwerkskammer für Mittelfranken
Markus Pietsch, Forum Wirtschaft und Infrastruktur